Soll ich mein Vermögen auf mehrere Berater verteilen?

In meiner Arbeit als Honorar-Finanzanlageberater stoße ich immer wieder auf Menschen, die Ihre Vermögen zum Zwecke der Risikostreuung auf mehrere Berater oder Banken verteilt haben. Die Grundidee dahinter ist, sollte ein Verwalter oder Berater einen Totalausfall oder eine schlechte Performance erzielen, dann bleiben noch zwei, die das ausgleichen können.

Erst kürzlich hatte ich wieder mit einem potentiellen Interessenten ein Gespräch. Wir sind schon seit längerem in Kontakt und immer wieder Frage ich ihn, was genau er mit dieser Form erreichen möchte. Daraufhin folgte eher eine ausweichende Antwort, dass sich ohnehin gerade einiges in seinem Leben im Umbruch befindet, Investitionen noch anstehen und die Sinnhaftigkeit dieser Verteilung hinterfragt wird. Von daher würde er vielleicht auf mein Angebot zurückkommen. Diese oder eine ähnliche Antwort bekomme ich seit nun 10 Jahren zu hören. Geändert hat sich bisher noch nichts.

Ein passender Vergleich

Wenn ich mir den Vergleich erlauben darf. Das ist ungefähr so, als würde ich wegen derselben diagnostizierten Krankheit, sagen wir, zu 3 gleichen Fachärzten gehen und mich behandeln lassen. Darin liegt wohl die Hoffnung, dass aus 3 Behandlungsmethoden sich die eine beste Lösung ergeben soll, die den wahrscheinlich größten Behandlungserfolg mit sich bringt? Nochmal zur Erinnerung: Es ist immerhin noch dieselbe Krankheit und Diagnose, welche hier zu Grunde liegt.

Vielleicht noch ein weiterer Gedankengang sei erlaubt. Wenn man sein Vermögen 3 verschiedenen Banken, oder Verwaltern zu gleichen Teilen anvertraut, kann das Ergebnis nur zufällig sein. Es sei denn, man hat unheimlich Glück mit seiner Auswahl gehabt und 3 Volltreffer gelandet. Also, wie bei einem 6er im Lotto mit Zusatz- und Superzahl. Glückwunsch.

Die Realität sieht jedoch anders aus. In der Regel geht man mit seinem Lottoschein leer aus. Im übertragenen Sinne erzielt man durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Ergebnisse, was bereits durch die Finanzmarktforschung oft genug belegt wurde.

Es gibt nur den einen Kapitalmarkt

Diese 3 Banken oder Verwalter legen das Geld alle samt am selben Markt an. Das gilt im Übrigen für alle Investoren gleichermaßen. Es gibt ja schließlich nur den einen Kapitalmarkt auf der Erde. Sicherlich gewichten die Banken oder Verwalter die Investitionen unterschiedlich, oder verfolgen verschiedene Strategien. Wenn man aber die Top 3 bis Top 10 Positionen im Portfolio vergleicht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die getätigten Investments identisch sind. Das wäre wiederum ein unnötiges Klumpenrisiko in Gesamtportfolio (sprich wenn man alle 3 Portfolios zusammenfasst und den ganzheitlichen Blick auf das Portfoliovermögen wirft).

Das Problem mit dem Brei

Wer kennt nicht den Spruch "viele Köche verderben den Brei". Ähnlich verhält es sich mit diesen 3 Banken oder Verwaltern, die voneinander i.d.R. nichts wissen. Jeder gibt sein Bestes, nimmt Risiken in Kauf, die für den Anleger vermutlich nicht lohnenswert sind, um einen selbstgebauten Vergleichsindex zu schlagen. Schließlich wollen die Anleger ja die beste Rendite und den besten Verwalter. Diesem winken am Ende noch schöne Auszeichnungen, welche man als Beweis für sein können im Foyer platziert. Diese Verwalter konzentrieren sich auf sich selbst - Punkt. Ihre Ergebnisse sind in der Regel eher zufällig, als dass sie mit Können zu tun haben.

Alle Verwalter in unserem Gedankenspiel, haben etwas gemeinsam. Keiner fragt Dich, welche Rolle Geld in Deinem Leben spielt. Wofür Du überhaupt das Geld anlagen möchtest. Oder, was Du mit dem Geld alles erreichen möchtest. Keiner entwickelt einen Lebensplan, der alle Bedarfe berücksichtigt. Das wäre jedoch der erste Schritt von sieben und zugleich der wichtigste.

Aus 3 mach 1

Was wäre wenn man auf den Einsatz vieler Verwalter verzichtet (spart auch einiges an Geld). Was wäre, wenn man einen ganzheitlichen globalen Investmentansatz verfolgt und den Markt, bzw. die Gesamtheit aller Investoren seine Arbeit überlässt. Man würde nur ein Portfolio, bzw. einen Verwalter benötigen. Keep money simple.

Sieben Schritte zum passenden Portfolio

  1. Habe eine klare Vorstellung darüber, welche Anforderungen das Portfolio in Abhängigkeit an die eigenen Bedürfnisse, Deine Lebensplanung hat.

  2. Halte diese Vorstellung in einem Finanzplan fest und setze diesen beherzt und diszipliniert um.

  3. Definiere eine Anlagestrategie mit denjenigen Anlageklassen (z.B. Aktien, Anleihen, Immobilien, etc.), welche wissenschaftlich belegte Faktoren höher erwarteter Rendite berücksichtigen.

  4. Nutze wenige, dafür effektive und kostengünstige Fondslösungen (z.B. ETFs, Index- oder institutionelle Anlageklassenfonds), als auch eine Bank mit entsprechend günstigen Konditionen für Konto- und Depotführung.

  5. Investiere entlang Deiner Anlagestrategie (siehe Punkt 3).

  6. Halte an Deiner Anlagestrategie fest, komme was wolle! Es sei denn, deine Ziele und dein Finanzplan haben sich geändert und erfordern eine Anpassung der Anlagestrategie.

    Wenn Du kein “Do it yourself” (DIY) Typ bist.

  7. Wenn Du Dich nicht selbst traust, dass alles alleine umzusetzen, suche Dir einen Honorar-Finanzanlageberater, der Dir hilft und Dich langfristig auf Deiner Reise begleitet.

Fazit

Es ist ein Mythos und Trugschluss zugleich, wenn man den Glaubenssatz pflegt, dass man mit mehreren Eiern in einem Korb (Zitat wird dem Nobelpreisträger Harry Markowitz zugeordnet - symbolisch sind hier die Verwalter gemeint) die Risiken minimiert und die Rendite zugleich optimiert. Meist ist genau das Gegenteil der Fall. Gut gedacht, aber schlecht gemacht.

Andreas Russmann